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Raues Klima in Südbrasilien

Bereits in der Vorbereitsphase unseres Projekts haben unsere Kleinbauernpartner nicht nur mit der Coronapandemie, sondern auch mit ungewöhnlichem Wetter zu kämpfen. Ubaldo und seine Familie sind es gewohnt, ihre Erzeugnisse auf dem lokalen Markt oder teilweise über die sozialen Netzwerke, direkt seine Kunden zu liefern. Seit März ist Corona nun auch in Südbrasilien angekommen und viele Kunden sind weggebrochen. Andererseits muss die Arbeit auf der Farm weitergehen und der richtige Umgang mit Facebook und Instagram sind für den Absatz wichtiger denn je.

Mehrmonatige Dürre

Zur Pandemie herrscht in Santa Catarina seit Mitte des Jahres auch eine nie dagewesene Dürre, die bis zum jetzigen Winterbeginn reichte. Viele Bauern musste ihre Produktion einschränken und die jährliche Bewässerung der in der Region dominierende Reisanbau waren bedroht. Glücklicherweise hatte Ubaldo für seine Produktion vorab in Grundwasserpumpen investiert. Durch die Nähe zur Küste – von seiner Farm aus sind es rund 2km zum Strand – ist der Grundwasserspiegel relativ flach. Andererseits sind durch den Pumpeinsatz auch seine Stromkosten stark angestiegen.  

Unwetter und Orkanböen

Anfang Juli begann der brasilianische Winter, der im Süden des Landes mit 5-10°C für brasilianische Verhältnisse kalt ist. Neben dem willkommenen Regen formierten sich allerdings auch zwei Sturmfronten. Mit Windgeschwindigkeiten von über 100km/h deckten die außertropischen Zyklone in einer nie dargewesenen Stärke Häuser ab, entwurzelten Bäume und brachten teilweise ganze Sporthallen und Wohnhäuser komplett zu Einsturz. Eine der am meisten betroffenen Regionen war dabei der Süden des Bundesstaates Santa Catarina, in dem wir das Agroforstprojekt durchführen werden. Der Schaden für die lokalen Landwirtschaft ist ebenfalls umfangreich. Beispielsweise wurden Verluste von 20 bis 100% bei Bananen- und Palmenherzpflanzen an der Nordküste des Staates ermittelt.   Glücklicherweise ist Ubaldo, seine Familie und unsere anderen Projektpartner und Familien unbeschadet durch diese Krisen gekommen. 🙂 Diese aktuellen Herausforderungen haben nötige Vorsichtsmaßnahmen für die Projektplanung, aber auch Vorteile des Projektscops aufgezeigt:
  • Die Möglichkeiten der digitalen, direkten Vermarktung  und Abomodelle verbessern das Einkommen und die Planungssicherheit, insbesondere in der aktuelle Coronapandemie.
  • Die Planung der AFSs muss gegegen mögliche Sturmschäden abgesichert werden.
  • Der vergleichsweise geringere Wasserbedarf von AFSs kann die sonst hohen Stromkosten der Wasserpumpen im Vergleich zu konventionellen Anbaumetoden verringern.
  • Neben dem Verkauf ist die angepeilte Versorgungssicherheit durch den Anbau von unterschiedlichen Kulturen ein Vorteil.


Text: Lutz Michaelis