Erste Ernte und weitere Planung
Seit der Implementierung des Agroforstsystems (AFS) auf dem Biobauernhof Pousada Serra e Mar in Arroio do Silva, Südbrasilien im September 2020 konnten wir das Wachstum eines hochproduktiven und biodiversen Waldes beobachtet, der aus mehr als 30 Arten von Bäumen und einjährigen Kulturpflanzen besteht. In den letzten Monaten wurden anstehende Arbeiten in Zusammenarbeit zwischen dem Eigentümer des Grundstücks, Ubaldo Rosa, seiner Familie und Mitarbeitern, sowie Freiwilligen und TeoG-Mitgliedern durchführt und überwacht.
Die Arbeiten begannen im Juli, wo zunächst die technische Planung des AFS zusammen mit Ubaldo durchgeführt wurde. Im darauffolgenden Monat wurden Bodenkorrekturen, die organische Düngung und Bodenvorbereitung durchgeführt. Anschließend erfolgte Anfang September die dreitägige Pflanzung nach den Vorgaben der technischen Planung, in der die Pflanzlinien und -abstände für den Konsortialanbau von einjährigen Kulturen, Produktions- und Wirtschaftsbäumen, die zu Schnittzwecken gepflanzt wurden, festgelegt wurden.
Die Planungs- und Umsetzungsphase der AFS-Fläche wurde mit technischer Unterstützung von Gustavo Tramontin durchgeführt, der sich als Agronomie-Ingenieur auf regenerative Agroforstsysteme spezialisiert hat. Die technische Planung umfasst auch die Pflegephase nach der Umsetzung der Fläche mit einem detaillierten Managementplan für den Schnittplan, die Düngung, die Bewirtschaftung und die Anbausaison.
Nach der Bepflanzung entwickelten sich die Pflanzen gut. Mit ihnen allerdings auch Gräser, die um Nährstoffe, Wasser und Sonne konkurrieren.
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Pflanzlinien links nach und rechts vor dem Jäten
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Durch die geringen Pflanzabstände ist Handarbeit angesagt! 🙂
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RG-Leiterin Kátia, TeoG-Mitglied João und Lutz bei der technischen Visite
Deshalb wurde Anfang Oktober das erste Jäten in den AFS-Linien von Ubaldo und seinen Helfern durchgeführt. Im Allgemeinen haben sich die Bäume und Kurzumtriebsplantage gut entwickelt. Es wurde jedoch festgestellt, dass der Boden im AFS-Gebiet noch nicht vollständig ausgeglichen ist. Obwohl eine vollständige organische Düngung vorgenommen wurde, zeigten einige Teile der Plantage im Vergleich zu anderen ein geringeres Wachstum. Dies ist völlig natürlich und liegt daran, dass in einem Gebiet mit degradiertem Boden und geringer natürlicher Fruchtbarkeit Pflanzen mit hohen Ansprüchen an diese gepflanzt wurden.
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Unterschiedliches Wachstum der Kulturen
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Konsortium aus Bohnen, Mais und Maniok
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Jahreskulturen, die als Schattenspender für die Baumsetzlinge dienen. 🙂
Glücklicherweise führt das vorgeschlagene Managementsystem durch häufiges Beschneiden der Bäume und die Aussaat von Deckpflanzen wie Schwarzhafer, Wicke, Hirse und
Crotalaria mit der Zeit zu einem größeren Gleichgewicht der Bodenfruchtbarkeit und damit zu einer höheren Produktivität und Homogenität in der Pflanzenentwicklung.
Eine weitere gute Nachricht ist, dass gegen Jahresende die Mais- und Bohnenkulturen ihre ersten Früchte trugen und die erste Ernte der SAF stattfand!
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Erste Kürbisse…
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…rote und schwarze Bohnen…
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…sowie leckerer Mais!
Im neuen Jahr wurde eine technische Visite von Projektleitern Lutz mit Ubaldo und Gustavo organisiert. An den Wurzeln der Pflanzen fanden wir eine sehr gute Sache: Bakterien der Gattung Rhyzobium, die mit den Wurzeln von Hülsenfrüchten, wie Bohnen, verbunden sind und kleine Knöllchen bilden. Die Pflanze füttert die Bakterien in ihrem Wurzelsystem, im Gegenzug entfernen die Mikroben Stickstoff aus der Luft und versorgen die Pflanze. Diese gegenseitige Austauschbeziehung wird als Symbiose bezeichnet. Dieses Phänomen ist sehr häufig in Waldböden, aber auch in Weiden und gut geführten landwirtschaftlichen Systemen wie Agroforstsystemen. Sie kommt nicht nur bei Leguminosen vor, sondern auch bei einigen anderen Pflanzenarten mit unterschiedlichen Mikroorganismen. Eine weitere sehr häufige Assoziation im Wurzelsystem von Pflanzen sind die sogenannten Mykorrhizen, also die Verbindung von Pilzen mit Pflanzen verschiedener Arten.
Hierbei wurden die nächsten Schritte nach der Ernte definiert sowie das technische Projekt aktualisiert.
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Besuch von Alesson vom Biobauernnetzwerk EcoVida
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Die Konsortia entwicklen sich gut: Mais, Yamswurzel, Maniok und Bohnen wachsen gemeinsam.
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Surinamkirsch-Setzling wächst beschattet vom Maniok
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Atemoya-Setzling wächst beschattet vom Maniok
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Unsere Helfer: Mikroorganismen an den Pflanzenwurzeln
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Projektleiter Lutz und Agronomiespezialist Gustavo bei der AFS-Begehung
Parallel dazu ist die Planung des Lehrpfades durch João Barchik und Jonathan Damasceno, beide Mitglieder von Technik ohne Grenzen Brasilien (TeoG), im Gange. Die Arbeit umfasst die Entwicklung des Schilddesigns und -inhalts, der verschiedene Aspekte des Projekts erklären soll, wie z.B.:
- Was ist ein Agroforstwirtschaft?
- Wie funktioniert Agroforstwirtschaft?
- Geschichte des Biobauernhofs Serra und Mar
- Zyklen und Interaktionen in der Natur
- Baumarten, die in dem System verwendet werden
Als letztes Arbeitspaket des Projekts steht der Baubeginn des Workshops, der zu Bildungszwecken für die lokalen Familienbauern und als Samenbank genutzt werden soll, kurz bevor.
Text: Lutz Michaelis