Im September 2017 haben wir uns wieder nach Eritrea aufgemacht, um unser Projekt zur Wasserversorgung vom Begu Valley aufzusuchen. Der direkte Kontakt ist für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes essentiell. Jetzt möchten wir unsere Erfahrungen und die neuesten Entwicklungen mit Euch teilen.
In der Hauptstadt Asmara angekommen, haben wir uns mit unseren Projektpartnern, dem Water Resource Department getroffen, um den Status Quo und die zukünftige Entwicklung unseres gemeinsamen Projektes zu besprechen. Erfreulicherweise hat der Bau des Sandspeicherdamms im Sommer begonnen. Des Weiteren hatten wir die Möglichkeit, mit hochrangigen Regierungsbeamten Erfahrungen und Arbeitsmethoden bezüglich nachhaltigen Wasser- und Energieprojekten auszutauschen. Nach ein paar Tagen und vielen interessanten und konstruktiven Gesprächen in Asmara sind wir nach Keren, in der Provinz Anseba gelegen, und in die Projektregion Begu weitergereist.
Unser Besuch fand zum Ende der Regenzeit statt. Leider ist nach Aussagen der lokalen Bevölkerung diese Regenzeit nicht sonderlich ergiebig ausgefallen. Nichtsdestotrotz konnten die Bauarbeiter bereits das Fundament und die erste Stufe des Überlaufs am Damm bauen sowie die Flügelmauern um 3 Meter in die Höhe ziehen. Der Damm trägt bereits einen Teil zur Wasserversorgung des Dorfes bei, was dazu führt, dass die Wasserwege für die Dorfbewohner zumindest in der Regenzeit bereits kürzer ausfallen.
In Begu angekommen haben wir den Hang des Berges erklommen, von wo aus wir zum ersten Mal den Sandspeicherdamm erblicken konnten. Die Umsetzung unserer Pläne und Bemühungen der letzten fünf Jahre zu sehen, war für unsere Gruppe ein bedeutungsvoller Moment.
Im nahegelegenen Dorf wurden wir mit herzlicher Gastfreundschaftlichkeit zu traditionellen Essen und den landestypischen Kaffeezeremonien eingeladen. Solche Momente sind besonders spannend, da sie die Möglichkeit bieten die Dorfgemeinschaft besser kennenzulernen und einen Einblick in ihren Alltag zu gewinnen. Gleichzeitig haben die Dorfbewohner ihre Wertschätzung für das Projekt ausgesprochen, da sie von der zukünftigen Wasserquelle durch den Damm abhängig sind. Das ist eine wertvolle Bestätigung für unsere Anstrengungen und die Bedeutung dieses Wasserversorgungsprojektes in der Region.
Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit vor Ort sind das Knüpfen neuer Kontakte sowie der Festigung der Kooperation zwischen Technik ohne Grenzen und allen lokalen Beteiligten. Wir haben uns regelmäßig mit den am Bau beteiligten Ingenieuren getroffen, um technische Details des Baus zu besprechen, sowie die Bereitstellung und Beschaffung von Zement, finanzielle Berichterstattung und unsere Kommunikation zu diskutieren. Es war wieder sehr erfreulich, ihre persönlichen Anstrengungen und Involvierung mit dem Projekt zu erleben und auch Informationen zu anderen Projekten zu sammeln, die von den Ingenieuren der Zoba Anseba, der administrativen Abteilung in Keren, ausgeführt werden.
In Keren wurden wir der Belegschaft der Katholischen Kirche Keren CESK vorgestellt, da die kirchliche Institution flussaufwärts von unserem Sandspeicherdamm einen Damm baut und in der Region weitere Projekte zur Wasserversorgung und Bildung durchführt. Wir konnten ihnen die Funktionsweise eines Sandspeicherdammes vermitteln und uns auf eine zukünftige Koordination in dem gemeinsamen Projektgebiet einigen. Die Koordination ist von Bedeutung, um die erfolgreiche Implementierung beider Projekte zu gewährleisten, die beide darauf abzielen, die Wasserknappheit der Bevölkerung zeitnah zu lindern.
Wir haben uns auch mit der Belegschaft des Agricultural Department der Zoba Anseba, sowie Mr. Semere, dem Dekan des Hemelmalo Agricultural College getroffen, um einen Einblick in ihre Herangehensweisen an Bodenstabilisierungsmaßnahmen zu erhalten und die Kontakte für zukünftige Kooperation zu etablieren. Bodenstabilisierungsmaßnahmen wie Terrassierung, den Bau von Rückhaltedämmen und Aufforstung werden eine wichtige Aufgabe darstellen, um ein nachhaltiges Wasserreservoir zu entwickeln und die Langlebigkeit des Dammes zu gewährleisten.
Aus diesem Grund haben wir bereits eine erste Erkundung des Wassereinzugsgebietes durchgeführt. Es wurden Daten zur Bodenoberfläche sowie zur aktuellen Bepflanzung gesammelt, welche zur Erstellung von Plänen zu Bodenstabilisierungsmaßnahmen für die Projektregion sowie als Referenz für zukünftige Vergleiche dienen sollen.
Wie bereits während vorheriger Projektreisen haben wir wieder Wasserproben von mehreren Quellen im Begu Tal, die von der lokalen Bevölkerung genutzt werden, genommen. Wir haben die Analyse der Wasserqualität gemeinsam mit Mr. Zere, dem Leiter des Water Resource Departments in der Zoba Anseba, durchgeführt. Unser Ziel ist es, die Wasserqualität langfristig zu beobachten, um potentielle Risiken durch hohe bakterielle Kontamination rechtzeitig zu identifizieren. Mr. Zere wurde in die Nutzung des Wasseranalysenequipments eingewiesen, welches wir ihm nach der Durchführung übergeben haben. Er plant, weitere Quellen zu analysieren, um diese zu überwachen und wenn nötig, angemessene Gegenmaßnahmen zu treffen. Das Hauptresultat der Überprüfungen ist, dass Wasser aus vergleichbaren Sandspeicherdämmen eine bessere Qualität aufweist als solches aus offenen Quellen, die leichter verunreinigt werden. Diese Resultate sprechen erneut für die Technik des Sandspeicherdammes, welche durch ein natürliches Filtersystem die Kontamination im Wasser verringert.
In enger Kooperation mit den Bauingenieuren, die die Baustelle leiten, Mr. Berhane und Mr. Filmon, haben wir einen technischen Workshop für die lokale Bevölkerung vorbereitet und durchgeführt. Ziel dieses Workshops war es, die Technik eines stufenweise gebauten Sandspeicherdammes zu vermitteln. Die Mitglieder des Wasserkomitees, der Administrator von Begu und Mr. Araya, der Projektkoordinator der Kirche CESK, nahmen am Workshop teil. Weitere Inhalte des Workshops waren Bodeneigenschaften, Erosion und Sedimentation. Wir haben die Vorteile einer Stufenbauweise betont sowie die Signifikanz eines Wasserreservoirs mit ausschließlich grobkörnigen Sedimenten, welche über ein hohes Wasserspeichervermögen in dem großen Porenvolumen verfügen, hervorgehoben. Abschließend haben wir ein mögliches Konzept eines nachhaltigen Wasserspeichersystems vorgestellt. Der Workshop wurde durch Experimente begleitet, welche das technische Fachwissen auch für die fachfremden Workshop-Teilnehmer greifbar machen sollte.
Während unserer Zeit in Begu haben wir zudem einen Foto-Workshop durchgeführt, bei dem acht Kameras an Bewohner unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Rolle in der Gemeinschaft ausgeteilt wurden. Wir haben sie gebeten, die unterschiedlichen Facetten von Wasser in ihrem alltäglichen Leben festzuhalten. Nach ein paar Tagen haben wir die Bilder gemeinsam besprochen, insbesondere in Bezug auf die Bedeutung von Wasserverfügbarkeit und -qualität für unterschiedliche Aktivitäten. Dadurch konnten wir eine gänzlich neue Perspektive kennenlernen und einen umfassenderen Einblick in die Wasserwege in Begu sowie die täglichen Routinen der Wassernutzung gewinnen, sowie die Themen Hygiene und Einsparung von Wasser beleuchten.
Insgesamt war die Reise sehr erfolgreich und wichtig für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts. Es war unheimlich motivierend den Baufortschritt endlich vor Ort zu sehen, der durch Eure Unterstützung und die stetigen Bemühungen in Eritrea und Hamburg umgesetzt werden konnte. Nun arbeiten wir die vielen Eindrücke aus der Projektreise auf und arbeiten auf die nächste Bauphase hin.
Vielen Dank für Eure anhaltende Unterstützung. Wir freuen uns darauf, Euch vom weiteren Baufortschritt zu berichten!